Vom „Theater im Pub“…
Ein Jahr vor Gründung des Theaters hatte ich eine einjährige Auszeit von meinen Bühnenbild - Engagements in Südtirol und am Tiroler Landestheater genommen um die Theaterkultur auf Kuba zu studieren. Als ich zurückkam, arbeitete ich wieder als Bühnenbildner u.a. auch beim Kleinen Theater, das damals eine der anspruchsvollsten Laienbühne im Land war. Im Kleinen Theater wurde damals die Idee diskutiert, eine Spielstätte ähnlich dem Kleinkunst-Keller Dekadenz in Brixen zu bespielen. Als Gast und Freund von „Muschi“ Hubert Schifferegger, Wirt des Pub Hotel Bruneck, schlug ich den ehemaligen Speisesaal des Hotels dafür vor. Da der Vorstand des Kleinen Theaters den Saal ungeeignet fand, gründete halt ich, gemeinsam mit Ulrike Lasta, Hubert Schifferegger, Ernst Klammsteiner, mit meinem Sohn Jan und anderen einen neuen Theaterverein. Das „Theater im Pub“ war geboren.
Nach meinem Studienabschluss an der Kunstakademie in Venedig arbeitete ich als freier Bühnenbildner hauptsächlich mit Erich Innerebner für RAI und Ensemble-Theater Bozen. Neben Arbeiten für die wichtigsten Südtiroler Bühnen folgten Engagements am Landestheater Innsbruck. Während eines einjährigen Studienaufenthalt in Kuba gab es in Innsbruck einen Intendantenwechsel und ich musste mir nun ein neue Engagements suchen. Mit der Leitung des Theaters im Pub, konnte ich den Engagements-Spieß aber irgendwie umdrehen: Jetzt war ich es, der motivierte Theaterleute hereinholen und Theater machen konnte, so wie ich es mir vorstellte. Das hat natürlich viel Zeit und Energie gekostet und vom finanziellen Standpunkt aus betrachtet war es ein ewiger Kampf. Ein Rubbellos und meine Engagements als Bühnenbildner an anderen Theatern halfen aber irgendwie immer wieder weiter.
… über das „Theater im Zelt“…
Die Suche nach einer definitiven, geeigneten Spielstätte hat sich über Jahre hingezogen, auch weil uns die Politik in den Anfangsjahren nicht recht ernst genommen hat. Im Pub durften wir aufgrund von Sicherheitsbestimmungen bereits ab 1997 nicht mehr spielen. Von der öffentlichen Hand sprichwörtlich im Regen stehen gelassen, habe ich zur Selbsthilfe gegriffen und ein Festzelt angemietet. Ohne bei der Stadtgemeinde um eine Genehmigung anzusuchen, ließ ich es auf einer brachliegenden Fläche aufstellen (dort, wo heute die Stadtbibliothek steht). Bürgermeister Günther Adang informierte ich erst am Abend vor Anlieferung des Zelts. Und da am nächsten Morgen Presse und Fernsehen da waren, schickte der Bürgermeister nicht die Polizei, sondern auf meinen Wunsch hin Arbeiter vom Stadtbauhof, die beim Aufstellen des Zeltes behilflich waren. Wir spielten ein Jahr lang in diesem Zelt.
Um auf die Geringschätzung hinzuweisen, die uns vonseiten der Stadtgemeinde damals entgegengebracht wurde, habe ich über dem Zelteingang ein schief hängendes Schild mit der Aufschrift „Stadttheater Bruneck“ angebracht. Das war eigentlich die Geburt des heutigen Stadttheaters.Von da an gab es in der Brunecker Gemeindeverwaltung erstmals ein Bemühen, sich um einen Standort für uns zu kümmern. 1999 konnten wir am ehemaligen Sitz der Elektrofirma Elpo in der Dantestraße einziehen, wo wir noch heute spielen. Vorerst mussten wir uns mit dem Erdgeschoss begnügen, in dem wir über ein winziges Foyer und einen kleinen Theatersaal verfügten.
…zum neuen „Stadttheater“
2007 endlich, konnten wir nach aufwändigen Umbauarbeiten auch den 1. Stock des Hauses beziehen. Unterstützt vom Kulturamt der Südtiroler Landesregierung wurde der Theatersaal vergrößert und ein Zubau für eine größere Bühne gebaut. Im Keller haben wir eine Probebühne und einen Raum für den Kostümfundus eingerichtet, im ersten Stock Garderoben, Büroräume und eine Theaterwohnung, in der wir Gastschauspieler, Regisseure und zeitweise unsere Theaterschüler unterbringen konnten. Die Garagen im Hinterhof dienen heute noch als Werkstatt für den Bühnenbau.
Medienecho zum erfolgreichen Umbau 2007:
… und jetzt ging‘s erst richtig los!
Produktionen, Gastspiele und Koproduktionen im Laufe meiner 25 Jahre als Leiter des Stadttheaters:
Theaterproduktionen
Pro Spielzeit haben wir mindestens 5 bis 6 Theaterstücke produziert. Das Stadttheater Bruneck veranstaltete aber auch Jazzkonzerte, Kabarettabende, Filmvorführungen, Lesungen, Talkabende, Kindertheater usw. - sah sich aber in erster Linie als Theaterproduzent. Alle Eigenproduktionen wurden mit professionellen Schauspielern, Regisseuren, Kostüm- und Bühnenbildnern in ca. 6 Wochen (8 Stunden Proben am Tag) erarbeitet und dann ca. 10 Mal im Stadttheater aufgeführt. Es war dem Stadttheater Bruneck seit jeher ein Anliegen, für ausgewählte Theaterstücke auch erfahrene Amateur-Schauspieler in das Ensemble einzubinden. Zum 25-jährigen Jubiläum 2019, hat das Stadttheater Bruneck gemeinsam mit Joachim Gatterer, das Buch „STERNSTUNDEN & SKANDALE“ herausgebracht.
Gastspiele
Das Stadttheater Bruneck wird als eine der renommiertesten Bühnen Südtirols angesehen und wurde immer wieder zu Gastspielen an bedeutende Theater des deutschsprachigen Auslandes geladen. Stadttheater-Bruneck-Produktionen sah man u.a. am Tiroler Landestheater Innsbruck, im Landestheater Salzburg, bei den Bühnen Graz, am Theater Akzent in Wien, am Waldviertler Hoftheater, im Stadttheater Mödling/Wien, im Lehartheater Bad Ischl, bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs, am Gostner Hoftheater in Nürnberg, am Theater Die Rampe in Stuttgart, in den Sophiensälen in Berlin, im Haus der Deutschen Geschichtein Bonn - und natürlich an allen größeren Theaterhäusern in Südtirol.
Koproduktionen
Seit jeher gibt es Koproduktionen mit befreundeten Theatern: unter anderem mit dem Tiroler Landestheater, dem Salzburger Landestheater und dem Schauspielhaus Salzburg, den Bühnen Graz, dem Theater in der Altstadt Meran, den Vereinigten Bühnen Bozen, den Südtiroler Städte-Theatern, dem Waldviertler Hoftheater, dem Theaters Akzent Wien, dem Gostner-Hoftheater in Nürnberg, dem Euro-Centraltheater Bonn, dem deutsch- sorbischen Volkstheater Bautzen, den Sophiensälen Berlin, dem Deutschen Staatstheater Temeswar (RU), dem Deutschen Theater Budapest, dem Theaterkahn in Dresden
…so, das war’s!